Dient Holznutzung dem Klimaschutz?

verfasst am 22.02.2009 von Diethelm Schneider

Weit verbreitet und meist unwidersprochen ist die Aussage, dass Holznutzung dem Klimaschutz dient. Begründung: Durch die Nutzung als z.B. Bauholz werde CO2 gebunden, während ein nicht genutzter Baum wieder zu CO2 zerfalle.

Stimmt das?

Würde diese Annahme zutreffen, dann müsste ein abgestorbener Baum oder ein Baumstamm mit Luftsauerstoff spontan zu CO₂ und Wasser zerfallen. Da die Reaktion Energie liefert, müsste ein einmal begonnener Prozess durch die so verfügbare Aktivierungsenergie wie eine Wunderkerze in einem spontanen Prozess verbrennen.

Tatsächlich aber beobachten wir keine solchen Feuerwerke. Vielmehr können Baumstämme relativ lange unzersetzt stehen oder liegen bleiben.

Der Grund ist, dass Holz - nicht zuletzt aufgrund seiner Kompaktheit, wodurch es für Sauerstoff als Reaktionspartner schlecht zugänglich ist - reaktionsträge ist. Spontane Verbrennungen erhalten wir wie bei anderen Festkörpern wie Metallen nur, wenn wir Oberflächenenergie hinzufügen, indem wir die Stoffe staubfein zermahlen. Dann ist sogar Aluminium selbstentzündlich, Staubexplosionen von Holzstaub, Mehl oder Kohlenstaub sind durchaus bekannte Phänomene.

Was passiert mit einem toten Baum wirklich?

Zunächst besiedeln Pilzsporen den Baum. Die anfangs von außen unsichtbaren Pilze entwickeln sich im Holz, wobei sie entweder das Lignin oder die Zellulose als Rohstoff nutzen.

An dieser Stelle kommt ein Grundgesetz der Chemie zum Zuge: Das Gesetz von der Konstanz der Massen. Betrachten wir die Massen der bei einer chemischen Reaktion beteiligten Stoffe, so ist die Gesamtmasse konstant:

(Lies: Summe der Masse der Endprodukte minus Summe der Masse  der Ausgangsprodukte ist gleich Änderung der Gesamtmasse ist gleich Null)

Wenn die Pilze wachsen, nutzen sie für den Aufbau der eigenen Körpersubstanz die im Holz verfügbare organische Masse. Nur ein kleiner Teil wird für die Energieproduktion zu CO₂ veratmet.

Vom Totholz und insbesondere den darin siedelnden Pilzen wiederum leben holzbewohnende Insekten, vor allem Käfer bzw. deren Larven. Auch diese nutzen ein Großteil der von ihnen nutzbaren Masse, um ihre eigene Körpersubstanz aufzubauen. Auch hier wird nur ein kleiner Teil für die Energieproduktion zu CO₂ veratmet!

Die holzbewohnenden (pilzfressenden) Insekten werden wiederum von anderen Insekten gejagt und gefressen, die wiederum von anderen Insekten gejagt und gefressen werden usw. usf. Verdauungsreste und von Pilzen zersetzte tote Insekten werden von Bodenlebewesen genutzt und schließlich als organische Bestandteile via Regenwurmkot im Boden fixiert.
Ein weiterer Weg der Nahrungskette führt über insektenfressende Vögel, die wiederum von anderen (fleischfressenden) Vögeln oder Säugetieren gefressen werden. Auch hier landet ein Großteil über die Verdauung und Bodenlebewesen als organischer Bestandteil im Humus.

Wir sehen also: Ein Großteil des über die Photosynthese im Baum festgelegten CO₂ wird über eine vielfältige Nahrungskette im Umlauf gehalten und schlussendlich über Regenwürmer und andere Bodenlebewesen im Boden fixiert. Nur ein kleiner Teil wird für die jeweilige Energieproduktion veratmet.

Wichtig:
Je vielfältiger die Nutzung in der jeweiligen Stufe der Nahrungskette ist, desto länger bleibt die organische Masse (CO₂) im Umlauf!
Biologische Vielfalt wirkt also als Massespeicher für CO₂! Erst mit der Vernichtung der Biologischen Vielfalt verringert sich dieser Massespeicher bzw. entfällt.

Schutz der Biologischen Vielfalt ist daher Klimaschutz!

Ersatz biologisch vielfältiger, artenreicher Flächen durch Palmöl-Plantagen oder Felder zur Agrosprit-Produktion ist daher ökologischer Wahnsinn! Das gilt sogar außerhalb des Waldes, denn die Biologische Vielfalt als Massespeicher entfällt und die produzierte Pflanzenmasse wird sehr schnell einer Verbrennung - also CO₂-Produktion - zugeführt.

Aus dem Dargestellten wird aber auch klar, warum die industrielle Landwirtschaft ein Hauptverursacher des Klimawandels ist: Neben dem enormen Primärenergie-Verbrauch (CO₂-Produktion!) für Dünger und Pestizide wird die Artenvielfalt vernichtet und fällt als Massespeicher aus, durch die Schädigung der Bodenlebewesen wird auch die Festlegung organischer Materie im Boden (CO₂-Speicherung) verhindert.


Quelle: http://oekologie-forum.de/Druckansicht_Dient-Holznutzung-dem-Klimaschutz_107.html