Missbildungen und Fortpflanzungsschäden - Gefahr für Beschäftigte in Gärtnereien und deren Kinder durch hormonell wirksame Pestizide

verfasst am 21.03.2013 von Diethelm Schneider

Eine weitere alarmierende Studie weist gerade für "grüne" Berufe wie Gärtner eine katastrophale Auswirkung von Pestiziden auf die Entwicklung des Nachswuchses nach.
Wer weiterhin den Einsatz von hormonell wirksamen Pestiziden befürwortet oder erlaubt, vergeht sich an künftigen Generationen.

Missbildungen und Fortpflanzungsschäden - Gefahr für Beschäftigte in Gärtnereien und deren Kinder durch hormonell wirksame Pestizide

Untersuchungen belegen, dass Beschäftige in Gärtnereien und ihre Kinder  vermehrt unter Fruchtbarkeitsstörungen und Missbildungen der  Geschlechtsorgane leiden. Bei Kindern von Gärtnerinnen, die hohen  Pestizidbelastungen ausgesetzt waren, gibt es häufig Schädigungen der  Hoden und ihrer Funktionen. Das zeigen aktuelle Vergleichsstudien aus  Dänemark. Ähnliche Befunde von genitalen Missbildungen bei Jungen, deren  Familien direkten Kontakt mit Pestiziden haben, liegen aus Brasilien  und Spanien vor. Diese und weitere Untersuchungsergebnisse hat das  Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. in der Studie "Endokrine Wirkung von  Pestiziden auf Landarbeiter und auf Beschäftigte in Gewächshauskulturen  und Gärtnereien" zusammengetragen und bewertet.

"Vieles spricht dafür, dass Umwelteinflüsse wie Chemikalien und Pestizide für die beschriebenen Störungen der Geschlechtsentwicklung verantwortlich sind", sagt Prof. Dr. Dietrich Klingmüller, leitender Endokrinologe an der Universitätsklinik Bonn, der die Studienergebnisse bewertet hat. In Dänemark wurden wiederholt Fälle von Neugeborenen mit Hodenhochstand (Kryptorchismus) und Fehlbildung der Harnröhre (Hypospadie) dokumentiert. "Diese Veränderungen der Geschlechtsentwicklung sind sehr gravierend. Sie sind als Verweiblichungserscheinungen anzusehen und deuten auf Störungen des Hormonsystems hin", so Prof. Klingmüller.

Für viele Pestizide wurde eine endokrine Wirkung - eine Wirkung auf das Hormonsystem - in Laborversuchen zweifelsfrei nachgewiesen. Diese Pestizide können Geschlechtsveränderungen wie Verweiblichung, Vermännlichung und Unfruchtbarkeit verursachen. PAN hat mit der neuen Studie eine Liste bekannter endokrin wirkender Pestizidwirkstoff erstellt. Viele dieser Stoffe sind in Deutschland und in Europa weiterhin legal zugelassen.

Carina Weber, PAN Geschäftsführerin: "Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die rechtlichen Regelungen der Pestizid-Wirkstoffprüfung für einen vorsorgenden Gesundheitsschutz nicht ausreichen. Hormonell wirkende Pestizide dürfen im Sinne des Vorsorgeprinzips nicht zugelassen werden." Auch wenn einige der Studien methodische Defizite aufweisen, müssten die Hinweise auf die schädigende Wirkung endokriner Pestizide vor allem auf Kinder im Mutterleib sehr ernst genommen werden, so Weber.

Auf EU Ebene wird aktuell diskutiert, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein Pestizid als endokrin wirksam gilt und wegen dieser gefährlichen Wirkung nicht mehr zugelassen werden darf. PAN ruft dazu auf, bei dieser Entscheidung die vorliegenden Forschungsergebnisse im Sinne des Vorsorgeprinzips zu berücksichtigen.

Download der PAN-Studie unter
http://www.pan-germany.org/download/pan_studie_endokrine_pestizide_1303.pdf

Kontakt: Susan Haffmans, Tel. 040-399191025,
E-Mail: susan.haffmans@pan-germany.org

Quelle: Newsletter PAN (Pestizid Aktions Netzwerk) vom 20.3.13

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Quelle: http://oekologie-forum.de/Druckansicht_Missbildungen-und-Fortpflanzungsschden---Gefahr-fr-Beschftigte-in-Grtnereien-und-deren-Kinder-durch-hormonell-wirksame-Pestizide_222.html