Wenn Redakteure abschreiben

verfasst am 17.09.2010 von Diethelm Schneider

Am 13. August verschickte der NABU in seinem Newsletter einen Kurzbeitrag zum Thema 'Mulchen', der auf einen Beitrag des NABU Baden-Württemberg verwies.

Dort wurde unter dem Titel 'Bodenpflege mit Mulch - nach dem Vorbild der Natur' zunächst ein Bild gezeigt, dass exotische und gefüllte Stauden zeigte, dazwischen Rindenmulch (unter der Rubrik 'Naturgarten'!).


Bild von der NABU-Seite (Quelle: http://baden-wuerttemberg.nabu.de/oekologischleben/naturgarten/mulch/index.html)

Es wurde behauptet, dass es in der Natur keinen unbedeckten Boden gäbe. Dann wurden die angeblichen Vorteile von zerkleinerten Pflanzen oder Laubschicht dargestellt, anschließend wurden dann die Vorteile von Rindenmulch angepriesen.

Das veranlasste mich, den NABU Baden-Württemberg umgehend auf folgendes hinzuweisen:
 "... die Empfehlung, Beete mit Rindenmulch zu bedecken ist fatal und unökologisch. Rindenmulch macht es sowohl erdnistenden Wildbienen als auch Grabwespen unmöglich dort zu nisten.

Auch die Behauptung, in der Natur gäbe es keine unbedeckte Erde, ist falsch. Wenn das so wäre, hätten sich niemals erdbewohnende Wildbienen und Grabwespen entwickeln können.

Ich möchte Sie dringend bitten, diesen irreführenden Beitrag von der Seite zu nehmen."

Als Reaktion darauf wurde der Satz eingefügt:
"Nur wenige Stellen in der Natur sind ohne Humusbedeckung. Diese entstehen beispielsweise nach Erdrutschen, Uferabbrüchen oder nach Stürmen, wenn Bäume mit ihrem Wurzelteller umstürzen."
Auch diese Aussage ist so falsch und zeugt davon, dass der Schreiber wenn überhaupt nur eine sehr kleine Auswahl von Biotopen kennt. Es gibt in der Natur zahlreiche Biotope, die unbedeckten Boden aufweisen, darunter Ufersäume, Kiesbänke, Steiluferwände und Dünen.

Dass der Autor weiterhin das Mulchen mit Pflanzen (die relativ schnell verrotten) und mit Rindenmulch (der sehr langsam verrottet und sauer ist) gleichsetzt und anschließend den Rindenmulch empfiehlt, spricht dafür, dass das aus einem Rindemulch-Prospekt abgeschrieben ist.

Die Empfehlung "Eine dichte Mulchschicht unterdrückt zudem weitgehend das Aufkommen unerwünschter Wildkräuter." zeugt dann vollends von ökologischer Inkompetenz.

Dass am Ende nachträglich noch der Satz eingefügt wurde "Trotz der Vorteile von Mulch sollte im Garten aber auch in einer Ecke auf Mulch verzichtet und der Boden frei von Pflanzenwuchs gehalten werden. Denn einige Tiere wie der Ameisenlöwe und die Grabwespe benötigen "nackte" Erde für ihren Lebensraum." macht den Schaden nicht geringer.

Es macht sich für Umweltverbände ganz schlecht, wenn man als Redakteur jemanden hinsetzt, der von der Materie keine Ahnung hat und brav aus Prospekten abschreibt. (Oder, um einen bekannten Werbespruch zu zitieren: "... Vielleicht hätte er jemanden Fragen sollen, der was davon versteht. ...")

(Nachtrag: Inzwischen ist der besagte Artikel nicht mehr unter der angegebenen Adresse zu finden 18.3.18)


Quelle: http://oekologie-forum.de/Druckansicht_Wenn-Redakteure-abschreiben_148.html