Wenn Vorurteile die Urteilsfähigkeit beeinträchtigen…..

verfasst am 27.01.2019 von Diethelm Schneider

Es gibt Blogs, die arbeiten sich an der Bio-Landwirtschaft ab, inhaltlich sind sie stramm bei der deutschen Agrarlobby.
Dabei werden auch Scheinargumente genutzt, die bei genauerem Hinsehen einfach nur peinlich sind, weil sie die komplette Ahnungslosigkeit der Schreibenden offenbaren.

So ein Fall ist der Beitrag "Grüne Geldverbrennung" auf schillipaeppa.net .

Zitat: "Da die Bio-Landwirtschaft ineffizient ist, sind die Biodiversitätsverluste je Ernteeinheit höher als im konventionellen Anbau." (Quelle: https://schillipaeppa.net/2016/10/12/grune-geldverbrennung/)

Wer so etwas schreibt, hat offensichtlich keine Ahnung von Biodiversität. Denn Biodiversitätsverlust ist kein mehr oder weniger konstanter Faktor wie etwa die Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser bei gegebene Bedingungen. Und schon gar nicht gibt es einen Zusammenhang zwischen Biodiversitätsverlust und Ertrag. Ein 100%iger Verlust der Biodiversität wird nicht dadurch kleiner, dass man ihn durch den Ertrag teilt, sondern er bleibt bei 100 %.
 Es gibt aber einen Zusammenhang zwischen Biodiversitätsverlust und Bewirtschaftungsweise. Für das Beispiel vom Einsatz von Pestiziden ("Pflanzenschutzmitteln"), mathematisch formuliert:

-Biodiversität ~ Summe(Pestizide)
(Abnahme der Biodiversität ist proportional der Menge der eingesetzten Pestizide).
Je weniger Pestizide ich einsetze, desto geringer der Biodiversitätsverlust.
 Weitere Faktoren wie vorhandene oder nicht vorhandene Blühstreifen, Hecken Säume, etc. sowie deren Qualität beeinflussen ebenfalls die Biodiversität. Nicht-Vorhandensein bzw unzureichende Qualität dieser Strukturen beeinflusst die Biodiversität ebenfalls negativ.

Die Behauptung der Ineffizienz der Biobetriebe ist ebenfalls ein Narrativ der Agrarindustrie-Lobby. Auf Susanne Günthers Blog wird das aus den Förderzahlungen der nebenberuflich als Bio-Betriebe tätigen Grünen-Abgeordneten Friedrich Ostendorf, Martin Häusling und Norwich Rüsse abgeleitet. Leider fehlt eine Darstellung entsprechender konventionell tätiger Abgeordneter, sonst wäre klar, dass diese mindestens genau so stark mit ihrem Betrieb auf die Förderzahlungen angewiesen sind, so dass sich aus so einer Gegenüberstellung eine Herleitung der Behauptung "Bio-Landbau ist ineffizient" verbieten würde.

Davon abgesehen belegt die aktuelle Studie des Thünen-Institutes https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf die Vorteile des Ökolandbaus für Boden, Umwelt und Gesellschaft.

Das Studium der Philiosophie, das Frau Günther gerne heraushängen lässt, hat sie aber offenbar nicht dem wahrhaftigen Umgang mit Daten näher gebracht. Vielmehr schlägt bei ihr eher der gelernte Redaktionsberuf durch, der sie offenbar dazu bringt, zielgerichtet zu schreiben, anders ausgedrückt: Offensichtlich ist nicht Wahrheitssuche der Antrieb, sondern die Verteidigung der Positionen der Agrarindustrie-Lobby um jeden Preis, am liebsten mit sachlich klingenden Scheinargumenten, die sich aber mit ein bisschen Sachverstand zerpflücken lassen.


Quelle: http://oekologie-forum.de/Druckansicht_Wenn-Vorurteile-die-Urteilsfhigkeit-beeintrchtigen_292.html