Die Kiesgrube an der Alfterer Straße in Bonn

Vor dem Abbau für den Obstanbau genutzt, wurde diese Kiesgrube nach der Aufgabe weitgehend sich selbst überlassen. Störungen unterblieben, so dass neben den Weiden und Gebüschen mit ihrer Vogelwelt zahlreiche Besonderheiten ansiedeln konnten, die wir in der umgebenden flurbereinigten Agrarlandschaft meist nicht mehr finden.

©2009 H.-J. Martin, Kiesgrube Alfterer Straße Bonn, die Sandbiene Andrena agilissima. (weitere Bilder auf www.wildbienen.de)

Seit Gründung der Biostation Bonn werden die besonnten Steilhänge durch Rückschnitt frei gehalten, während bei den ebenen Wiesen der oberen Etage für die Jäger die Pachtauflage besteht, die Wiesen durch geeignete Pflege zu erhalten.
Die besonnten Steilhänge sind Lebensraum für die Zauneidechse, eine nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie der Europäischen Union streng geschützte Art.

Aber nicht nur die Zauneidechse fühlt sich hier wohl. Das Vielfältige Angebot insbesondere an Obstgehölzen (Kirschpflaume, Traubenkirsche, Sauerkirsche, Apfel, Schlehe, Weißdorn, Zwetschge, versch. Rosen, Brombeere, Walderdbeere) sowie Weiden ermöglicht ein ausreichendes Nektar-Angebot vom frühesten Frühjahr (in manchen Jahren schon ab Anfang Februar!). Dazu kommen die besonnten Steilhänge und insbesondere die Steilwände, die nicht nur die Wärme aufnehmen und speichern und so einen sehr frühen Vegetationsbeginn ermöglichen, sondern auch zahlreichen boden- oder steilwandbewohnenden Arten Lebensraum bieten.

Gehören die sandnistenden Arten Frühjahrsseidenbiene (Colletes cunicularius) und Auensandbiene (Andrena vaga) und die Hohlraum bewohnenden  Mauerbienen Osmia cornuta und Osmia bicornis (=Osmia rufa) noch zu den eher häufigen Arten, so haben wir mit Andrena agilissima eine absolute Besonderheit vor uns. Sie nistet nur in Steilwänden, sammelt nur an Kreuzblütlern und siedelt kommunal, d.h. mehrere Weibchen nutzen den gleichen Nesteingang, auch wenn jedes eigene Nester anlegt.
Diese Art wurde hier im Jahr 2007 zum ersten Mal für NRW nachgewiesen. Davor war sie nur aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz bekannt.
In dem Standardwerk über die Bienen in Deutschland, das 2-bändige 'Die Wildbienen Baden-Württembergs', wird gefordert: "Sand-, Kies-  oder Lehmgruben, in denen die Art heute noch vorkommt, sind als Naturschutzgebiet auszuweisen, da keines der nach 1975 bekannt gewordenen Vorkommen in einem Naturschutzgebiet liegt. In den Gruben ist für ein ausreichendes Angebot an Kreuzblütlern zu sorgen."

Weitere Besonderheiten der Kiesgrube sind die Trauerbiene Thyreus orbatus und Nestaggregationen der Seidenbiene Colletes daviesanus und der Lehmwespe Odynerus spinipes.
Epeolous variegatus als Kuckuck von Colletes daviesanus ist hier ebenfalls zu finden.
2009 konnte ich hier auch die Kegelbiene Coelioxys afra nachweisen, die die Blattschneiderbienen Megachile pilidens und Megachile leachella als Wirte hat, deren Nachweise für die Kiesgrube 2010 gelang.

Am 02.06.2009 von Diethelm Schneider verfasst.