"Erlebnisbauernhof" auf dem Kölner Neumarkt mit der Fördergemeinschaft Nachhaltiges Lügen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ab kommenden Donnerstag, den 23.8., findet auf dem Kölner Neumarkt drei Tage lang ein so genannter "Erlebnisbauernhof" statt.

Die Veranstalter geben vor, unter dem Motto: "Natur nutzen - Natur schützen" die Verbraucherinnen über Lebensmittel und Landwirtschaft zu informieren und setzen dabei auf schöne Bilder und Sympathiegewinn. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch, dass - von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - hinter den Veranstaltern nicht etwa "nachhaltige" Landwirte, sondern tatsächlich die geballte Agro- und Gentechnikindustrie steht.

Gegen diese Art der Inszenierung erhebt ein breites Bündnis aus 11 Organisationen Widerspruch.

Für Rückfragen stehen wir gern unter den angegebenen Telefonnummern zur Verfügung.

Freundliche Grüße

Bernd Schmitz

+++ Gemeinsame Presseinformation +++

"Erlebnisbauernhof" auf dem Kölner Neumarkt

Bauern, Umwelt- und Tierschützer kritisieren "Inszenierung" der Veranstalter

Köln, den 20.08.2012 - "Der "Erlebnisbauernhof" auf dem Neumarkt ist  Teil einer Imagekampagne der Agro-und Gentechnikindustrie, mit der sie  für ihre Vorstellung von der Erzeugung von Nahrungsmitteln wirbt. Mit  den Realitäten in der Intensivstlandwirtschaft, für die die  Organisatoren stehen, haben die dort gezeigten Bilder allerdings wenig  gemein", so die gemeinsame Einschätzung von Bauern, Umwelt- und  TierschützerInnen zu der am Donnerstag den 23.08.12 beginnenden 3tägigen  Veranstaltung. Mit schönen Bildern, einer Bauernhof-Olympiade und  kuschelig aussehenden Tieren solle Menschen, die ansonsten wenig  Berührung zur Landwirtschaft haben, ein positives Bild der Tier- und  Pflanzenproduktion vorgegaukelt und dabei die "hässlichen Seiten" einer  zunehmend industriellen Landwirtschaft und Tierhaltung ausgeblendet  werden.

"Zu den Mitgliedern der maßgeblich veranstaltenden  "Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft" (FNL) gehören mit BASF,  Bayer CropScience, Monsanto und Syngenta die internationalen Größen der  Gentechnikindustrie, die zugleich Hauptproduzenten von Pestiziden und  anderen Agrochemikalien sind", so Paul Kröfges, Landesvorsitzender des  BUND NRW. Hinzu gesellten sich die Zentralverbände der Deutschen  Schweineproduktion und Geflügelwirtschaft, die die Interessen der  Intensivtierhalter vertreten, gegen die sich landauf landab BürgerInnen  zusammenschließen. Weiteres Mitglied ist der Verband der Chemischen  Industrie. Das "illustre Interessenkonglomerat" zeige, was die  Veranstalter unter moderner Landwirtschaft verstünden, ohne es den  Verbrauchern auch so klar zu sagen.

"All diese Unternehmen und Vereinigungen haben mit Nachhaltigkeit,  Natur und bäuerlichen Betrieben wenig am Hut", so Bernd Schmitz,  NRW-Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft  (AbL) und Bauer im Rhein-Sieg-Kreis. "Sie stehen vielmehr für eine  Ressourcen verschwendende Landwirtschaft, für Dumpingpreise und für eine  Tierhaltung, dessen wahres Gesicht auf dem Kölner Neumarkt niemals  gezeigt wird, da sich die Verbraucher abwenden würden. Ein  gentechnikfreies NRW auch für die Zukunft haben die Veranstalter nicht  auf dem Schirm." Gentechnikfutter, gekürzte Schweineschwänze und  Schnäbel, der viel zu hohe Antibiotikaeinsatz und die Enge in den  meisten Mastställen blieben der Bevölkerung unsichtbar.

"Unsere Kritik richtet sich nicht gegen die auf dem Neumarkt  anwesenden regionalen Verarbeiter, Gemüsebauern oder Imker, sondern  vielmehr gegen die Art der Inszenierung der Veranstaltung. Die  Landwirtschaft braucht einen stärkeren Dialog mit den Verbrauchern, aber  bitteschön mit ehrlichen Bildern", so Heinz-Josef Thuneke,  Landesvorsitzender von Bioland NRW. Nur so könne die Verbraucherschaft  in die Lage versetzt werden, eine souveräne Kaufentscheidung zu treffen.  "Uns ist wichtig klarzustellen, dass die Veranstaltung keinesfalls die  Breite des Berufsstandes repräsentiert", so Michael Braun, NRW-Beirat  des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter. "Denn bäuerlich  arbeitende Milchviehbetriebe, die seit vielen Jahren für faire  Milchpreise kämpfen und zum Erhalt des Grünlandes z.B. im Bergischen  Land und der Eifel beitragen, sind hier ebenso wenig präsent wie  Biobetriebe".

Die Kritik an der Veranstaltung wird weiterhin von den ökologischen  Anbauverbänden Demeter NRW, Naturland NRW und Biokreis NRW, dem  Naturschutzbund NRW, der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland,  Slow food convivium Köln, der Kampagne "Meine Landwirtschaft.de", attac  Köln, Atomisches CafÈ, Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt und  der Vegane Gesellschaft Deutschlands getragen.

Mit ihrem öffentlichen Widerspruch möchten die Beteiligten einen  Anstoß zu einer kritischen Diskussion über die Umstände der  Lebensmittelerzeugung und die Agrarlobby in Deutschland geben.

 

Hinweis an die Redaktionen:

Die Mitglieder der "Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft" finden Sie unter http://fnl.de/fnl/organisation.html

 

Pressekontakte:

Bernd Schmitz, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) NRW, Tel. 0177 / 3565559

Ralf Bilke, Agrarreferent des Bund für Umwelt und Naturschutz  Deutschland (BUND), Landesverband NRW, Tel. 0211 / 302005-20, 0163 /  5456310

Heinz-Josef Thuneke, Landesvorsitzender von Bioland NRW, Tel. 02385 / 9354-12

Michael Braun, NRW-Beirat des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Tel. 02297/7733

Am 21.08.2012 von Diethelm Schneider verfasst.