Vorsitzende des Verwaltungsrates verlässt EFSA wegen Interessenskonflikten

Brüssel, 9.5.2012. Die Vorsitzende des Verwaltungsrates der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, Diàna Bànàti, ist von ihrem Amt zurückgetreten und wird statt dessen als Vorsitzende zum International Life Sciences Institute (ILSI) gehen, das von der Lebensmittel- und der Agrochemieindustrie finanziert wird. Frau Bànàti war schon seit September 2010 in der Kritik, weil sie gleichzeitig zu Ihrer Aufgabe bei der EFSA auch Mitglied des Verwaltungsrates von ILSI war. Nachdem Frau Bánàti auf diesen Posten bei ILSI verzichtet hatte, wurde sie im Oktober 2011 wieder als Vorsitzende des Verwaltungsrates der EFSA gewählt. Nun kehrt sie also offiziell zu ILSI Europa zurück.

 Dieser direkte Wechsel von der EFSA zur Organisation der Lebensmittelindustrie wurde nur einen Tag vor einer wichtigen Abstimmung im Europäische Parlament bekannt. Morgen wird das Europäische Parlament über einen Antrag des Haushalts-ausschusses des EP abstimmen, den Haushalt der EFSA aus dem Jahr 2010 nicht abzusegnen. Dabei folgte das Parlament den Empfehlungen des Haushalts-ausschusses, der die EFSA wegen Interessenskonflikten und "Drehtüreffekten" scharf kritisiert. Im Zentrum der Kritik stehen die Verbindungen der EFSA zum International Life Sciences Institute (ILSI), das von der Lebensmittel- und der Agrochemie-industrie finanziert wird. Enge Beziehungen zum ILSI wurden sowohl auf der Ebene des Verwaltungsrates als auch in Expertengremien wie in dem für Gentechnik, Lebensmittelzusatzstoffe und Pestizide nachgewiesen.  

"Bei der EFSA sind grundsätzliche Änderungen nötig. Die internen Kontroll-mechanismen haben bisher weitgehend versagt. Eine Ursache dafür ist die industrienahe Besetzung des Verwaltungsrates, der die EFSA kontrollieren und über ihre Unabhängigkeit wachen soll. Bisher hat die Industrie viel zu viel Einfluss auf dieses wichtige Gremium. Ihre Vertreter sollten vom Verwaltungsrat ausgeschlossen werden, um der EFSA eine echte Chance zur Veränderung zu geben", sagt Christoph Then von Testbiotech.  

Gerade hat die EU-Kommission eine ehemalige Mitarbeiterin von Monsanto und derzeitige Cheflobbyistin der europäischen Lebensmittelindustrie als neues Verwaltungsratsmitglied der EFSA vorgeschlagen. Dies wurde sowohl von verschiedenen Organisationen als auch vom Europäischen Parlament kritisiert. Demnächst müssen die Mitgliedsstaaten über die Empfehlung abstimmen. Bei den EU-Vorschriften für die EFSA, die im Laufe dieses Jahres überarbeitet werden sollen, fordert Testbiotech grundsätzliche Änderungen. So sollten Lobbyisten der Industrie künftig komplett vom Verwaltungsrat der EFSA ausgeschlossen und deutlich mehr Vertreter von Verbraucher-und Umweltverbänden in den Verwaltungsrat berufen werden. 

 

Kontakt: Christoph Then, Testbiotech, info@testbiotech.org, Tel 015154638040 

 

Link zum Bericht des Haushaltsausschusses des Europäischen Parlamentes: 

 

http://www.europarl.europa.eu/document/activities/cont/201204/20120404ATT42587/20120404ATT42587EN.pdf Jüngster Bericht über interessenskonflikte bei der EFSA : http://www.testbiotech.org/node/649
 
Link zum Fall Mella Frewen: http://www.testbiotech.org/node/630
 
Link zu einem aktuellen Bericht über ILSI: http://www.corporateeurope.org/blog/new?briefing?international?life? sciences?institute?ilsi?corporate?lobbygroup 

 

Am 09.05.2012 von Diethelm Schneider verfasst.