Wirkstoff Glyphosat nicht wieder zulassen

Die Praxis des Einsatzes von Glyphosat und die Auswirkungen für Boden, Bodengesundheit, Gesundheit der Lebewesen und des Menschen veranlassten auch die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) zu fordern, dass die auslaufende Zulassung von Glyphosat NICHT ERNEUERT wird.

AbL fordert: Wirkstoff Glyphosat nicht wieder zulassen

Beratung und Ausbildung muss alternative ackerbauliche Methoden bevorzugen

„Glyphosat steht für ein ackerbauliches System, das wir nicht wollen. Jenseits aller Diskussionen um die gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen des Wirkstoffes bleibt Glyphosat ein billiges Mittel, das Rationalisierung und industrielle Strukturen im Ackerbau unterstützt und fördert. In den vergangenen Jahren hat sich ein immer schnellerer und sorgloserer Griff zu Glyphosat als bequeme Lösung entwickelt mit unkalkulierbaren Risiken für Mensch, Tier, Boden und Umwelt. Die AbL fordert die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, sich bei auf EU-Ebene anstehenden Entscheidung über den Antrag zur Neuzu­las­sung dafür einzusetzen, dass der Wirkstoff nicht wieder zugelassen wird“, erklärt Gertraud Gafus, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Naturlandbäuerin. Die EU hat eine Entscheidung über die Wiederzulassung jüngst für Anfang März angekündigt.

In einem aktuellen Papier legt die AbL ihre Position dar. Statt als Notfalloption, wie ursprüng­lich gedacht, sei Glyphosat inzwischen viel zu oft zum Standard auf dem Acker und auch auf dem Grünland geworden. Auch in Haus- und Kleingärten, in der Forstwirtschaft, im Obst- und Weinbau und auf öffentlichen Flächen werde es häufig verwendet. Der Einsatz des Total­herbizids sei eine Bedrohung der Artenvielfalt und des Ökosystems durch seine negativen Auswirkungen auf Boden­leben, Grundwasser, Gewässer und Feuchtbiotope. Glyphosat führe zum Absterben positiver Bodenorganismen und begünstige Problemorganismen wie Fusarien, was einen höheren Fungizid­aufwand zur Folge habe. Der Komplexbildner Glyphosat fixiere im Boden wichtige Nährstoffe und Spurenelemente. Daraus resul­tierten Mindererträge durch Mangelernährung der Pflanzen und reduzierte Spurenelement­gehalte in Erntefrüchten. Die häufige Anwendung von Glyphosat führe weltweit zu Resistenzen in der Pflanzenwelt. Bereits über 30 Pflanzenarten seien weltweit als resistent gegen Glyphosat aufgelistet. Ein Expertengremium der WHO-Agentur für Krebsforschung (IARC) stufte Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend für Menschen“ ein. Für die AbL ist es ein Gebot der Stunde, sowohl die Bauern und Bäuerinnen als auch die Konsumenten und Konsumentinnen vor derartigen Stoffen zu schützen, die nachweislich in Futter- und auch in Nahrungsmitteln vorhanden seien.

„Die AbL fordert eine Neuorientierung in der ackerbaulichen Praxis und auch in der Grünlandbewirtschaftung. Die schon im Pflanzenschutzgesetz formulierte Leitlinie, die vor dem Ein­satz von chemischen Pflanzenschutzmitteln die Ausschöpfung sämtlicher biologischer, mechanischer und frucht­fol­gengestaltender Möglichkeiten verlangt, sollte endlich überall Praxis werden. Hierzu sind in der Beratung und Ausbildung ackerbauliche Alternativen wieder mehr in den Vordergrund zu stellen. Bauern und Bäuerinnen müssen sich mit einer angemessenen Übergangszeit darauf einstellen können, wieder ohne chemisches ‚Allheilmittel‘ auszukommen. Auch die Forschung muss verstärkt auf die Ökologisie­rung des konventionellen Ackerbaus ausgerichtet werden“, erklärt Martin Schulz, konventioneller Bauer und Bundesvorsitzender der AbL, abschließend.

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Am 24.02.2016 von Diethelm Schneider verfasst.