Neufunde in Bonn

verfasst am 11.07.2008 von Diethelm Schneider

Dass es sich lohnt, auch auf innerstädtischen Naturschutzgebieten genauer hinzusehen, zeigt der Fund von Flugsandspezialisten auf der Düne Tannenbusch.

© H.-J. Martin 2008 (Düne Tannenbusch), die Seidenbiene Colletes marginatus

Im Sommer 2007 wurde von D. Schneider die Seidenbiene Colletes marginatus auf der Düne Tannenbusch nachgewiesen. Zeitgleich mit dem Fund von Klaus Cöllner und Andrea Jakubzik in einer Sandgrube in Köln ist das der Erstnachweis dieser Art für Nordrhein-Westfalen.

Diese Art kommt nur auf Flugsandfeldern vor und ist auf die dort wachsenden kleinblütigen Schmetterlingsblütler spezialisiert. Aufgrund ihrer engen Bindung an diesen Lebensraum und der Seltenheit dieses Lebensraums und seiner starken Gefährdung würde man sie mindestens in die Gefährdungsstufe 2 (stark bedroht) einordnen. In Baden-Württemberg hat sie die Gefährdungstufe 1 (vom Aussterben bedroht). Möglicherweise ist das auch in Nordrhein-Westfalen zutreffend.

Die Kuckucksbiene dieser Art, die Filzbiene Epeolus cruciger, konnte ich dort 2009 ebenfalls nachweisen.
Weitaus häufiger ist jedoch Epeolus variegatus anzutreffen, die die Seidenbienen Colletes similis und C. fodiens als Wirt nutzt. Obwohl man diese Seidenbienen auf den Sandflächen fast nie an Blüten findet, stattdessen auf der benachbarten Wiese an Rainfarn, ist die Zahl ihrer Nester auf der Sandfläche offenbar größer als man zunächst vermuten würde. Das sagen zumindest die Belegtiere in der Sammlung und die Regelmäßigkeit, mit der man vor allem Epeolus variegatus (an Blüten) antrifft. Weil man Colltes similis und Colletes fodiens aber immer nur vereinzelt (am Nest) antrifft, unterschätzt man ihre Häufigkeit leicht.

© H.-J. Martin 2008, Düne Tannenbusch, die Filzbiene Epeolus variegatus, ein Männchen

Die Blattschneiderbiene Megachile leachella, die von D. Schneider samt ihrem Kuckuck, der Kegelbiene Coelioxys afra hier 2007 erstmals für NRW nachgewiesen wurde, ist ebenfalls ein Flugsandspezialist. Coelioxys afra konnte ich 2009 auch in der Kiesgrube Dransdorf nachweisen.

Auch Wiederfunde 2007 von der in leeren Boden-Nestern von anderen Hautflüglern nistenden Maskenbiene Hylaeus variegatus, deren letzter Nachweis für NRW vor 1980 liegt, und von der Sichelwanzen jagenden Grabwespe Dinetus pictus, deren letzter Nachweis für NRW vor 1900 liegt (!), zeigen, dass die Offenflächen der Düne Tannenbusch ein wertvoller Lebensraum sind.

© B. Jacobi 2008, am Rodderberg bei Bonn, die Maskenbiene Hylaeus variegatus, ein Weibchen

Harpactus laevis konnte ich im August 2008 erstmals für NRW am Rodderberg nachweisen.

Funde für die Kiesgrube in Dransdorf finden Sie unter dem Beitrag Die Kiesgrube an der Alfterer Straße in Bonn


Quelle: http://oekologie-forum.de/Druckansicht_Neufunde-in-Bonn_73.html