Die EFSA und der Gen-Mais - eine Geschichte mit Wiederholungen

Über die EFSA und ihre mangelnde Unabhängigkeit bei der Beurteilung von GVO im Zuge des Zulassungsverfahrens für Gentechnisch Veränderte Organismen (GVO) haben wir schon mehrfach berichtet.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass schon die von der EFSA herangezogenen Unterlagen fast nie unabhängige Forschungsergebnisse sind, sondern immer von der antragstellenden Industrie beeinflusst ist - direkt oder indirekt.

Analyse zum Gentechnik-Mais 1507 zeigt Einfluss der Industrie auf Risikoforschung

EU-Anbauzulassung Anfang Mai?

München 10. April 2014 Schon Anfang Mai dieses Jahres könnte die Anbauzulassung für den Gentechnik-Mais 1507 erfolgen. Laut einem Briefwechsel zwischen der EU-Kommission und der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA soll die Behörde bis Ende April u.a. Eingaben von Testbiotech prüfen. Erklärt die EFSA dann, dass es keine neuen Erkenntnisse gibt, hat der EU-Kommissar freie Bahn, den Mais zuzulassen, den Dow AgroSciences und Pioneer Hi-Bred/DuPont entwickelt haben. Vor diesem Hintergrund präsentiert Testbiotech heute einen Bericht, der in Zusammenhang mit dem Mais 1507 einen starken Einfluss der Industrie auf alle Bereiche der Risikoforschung belegt. Damit fehlen die notwendigen Voraussetzungen für eine ausreichende Risikoprüfung, was dringend nahelegt, den Prozess der Zulassung zu stoppen.

„Im Ergebnis zeigt unsere Analyse nicht nur einen erheblichen Mangel an wissenschaftlich publizierten Daten, sondern auch einen erdrückenden Einfluss der Industrie auf die Risikoforschung“, sagt Andreas Bauer-Panskus, der die Recherche für Testbiotech durchgeführt hat.

Deutlich wird, dass die Erforschung der Umweltrisiken beim Mais 1507 von einem Netzwerk von Wissenschaftlern dominiert wird, die nicht direkt bei der Industrie angestellt sind, jedoch enge Verbindungen zu ihr haben. Ein Beispiel ist Blair D. Siegfried, der als Erfinder zweier Patente des Dow-Konzerns auf das Insektengift Cry1F genannt wird, das der Mais 1507 in seinen Zellen produziert. Gleichzeitig ist Blair D. Siegfried erstaunlicherweise an zahlreichen relevanten Studien als scheinbar unabhängiger Wissenschaftler beteiligt, ohne dass dieser Interessenkonflikt in den Publikationen transparent gemacht wird.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass es nur ganz wenige Studien zum Mais 1507 gibt, die nicht offensichtlich von der Industrie beeinflusst sind. Zu zentralen Bereichen der Risikobewertung gibt es nur sehr wenige nach wissenschaftlichen Standards (peer reviewed) veröffentlichte Studien, so zum Beispiel zu Auswirkungen auf sogenannte „Nichtzielorganismen“ wie Bodenorganismen, Schmetterlinge und Nutzinsekten. Gar keine 'peer reviewed' Publikationen gibt es zur Untersuchung des Genoms und zu ungewollten Veränderungen in den Inhaltsstoffen der Pflanzen. Bei den Fütterungsstudien gibt es zwar ein paar wissenschaftliche Publikationen, die aber alle von der Industrie durchgeführt wurden.

In ihrer Risikobewertung hat die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA mögliche Einflüsse durch die Industrie nicht berücksichtigt. Im Gegenteil, die EFSA trug aktiv dazu bei, dass die Einseitigkeit der Risikobewertung noch verstärkt wurde: Aus den vorhandenen Publikationen wurde zum Teil selektiv zitiert und es wurden Befunde weggelassen, die auf ein erhöhtes Risiko für die Umwelt hinweisen. Zudem wurden Veröffentlichungen von Wissenschaftlern, denen nicht nur gute Verbindungen zur Industrie nachgesagt werden, sondern die teilweise auch als Experten für die EFSA arbeiten, zum zentralen Bestandteil der Risikobewertung gemacht.

Kontakt:
Christoph Then, Tel: 0151 54638040, info@testbiotech.org
Andreas Bauer-Panskus, Tel: 0176 6117610

Der Bericht von Testbiotech: www.testbiotech.org/node/1030

Bisherige Berichte:
Mais 1507 - EFSA und Industrie verschleiern tatsächliche Konzentration des Insektengifts in den Pflanzen (2014), www.testbiotech.org/node/1014
High-Level-Risk-Maize 1507 (2013), www.testbiotech.org/node/981

Am 15.04.2014 von Diethelm Schneider verfasst.