Es wird dabei übersehen, dass bei diesem "Großversuch" trotz allem nur ein endliches Areal betroffen war, während außerhalb davon die ursprünglichen Arten weiterhin vorkamen.
Das entspricht der Situation in der physikalischen Chemie, wenn man den partiellen Beitrag eines Stoffes zu einer Reaktion berechnen will, z.B. den dissoziierten Anteil eine verdünnten Säure. Dazu hält man die Umgebung (das Lösungsmittel / die Randbedingungen) konstant, indem man sie als beliebig groß ansieht. Dann fallen Mengenänderungen durch die Reaktion nicht ins Gewicht, denn sehr wenig verglichen mit unendlich viel ist immer noch nichts. Jetzt betrachtet man den Stoff, über den man etwas wissen will, z.B. die Säure in einer (unendlich großen) verdünnten Lösung. (Die Säure selber darf dabei nur eine endliche Menge besitzen, sonst können wir ihren [partiellen] Beitrag zur Reaktion nicht berechnen.) Unter diesen Bedingungen lässt sich jetzt der Beitrag des betrachteten Stoffes zur Gesamtreaktion durch Näherung errechnen. Man spricht vom partiellen Beitrag zur Reaktionsgleichung (entspricht einer partiellen Ableitung).
Entsprechend wie in der physikalischen Chemie gilt auch für den "Großversuch" Tschernobyl, dass die so getroffenen Beobachtungen / Aussagen nur unter den gegebenen Randbedingungen gelten, d.h. die Umgebung (das Lösungsmittel) ist sehr viel größer bzw. unendlich, und daher weitgehend unverändert. Nur unter diesen Randbedingungen erholt sich die Natur wieder! Werden dagegen die Randbedingungen geändert bzw. die Gesamtumgebung (weltweit) verändert / zerstört, so kann sich die Natur nicht regenerieren!
Hier wurde aus der lokalen Beobachtung ein unzulässiger Schluss gezogen, der nur für lokal begrenzte Katastrophen gilt. Für die Öffentlichkeit, insbesondere aber Politik und Wirtschaft, ist dieser falsche Schluss aber bequem, weil er von Verantwortung befreit bzw. zu befreien scheint.