Wenn wir Bienen beobachten, so erscheinen sie uns zu zielgerichteten Handlungen fähig. Diese Fähigkeit verbinden wir gedanklich mit Intelligenz.
Bei der Schmeißfliege können wir keine zielgerichtete Handlung erkennen, deshalb verbinden wir sie auch nicht mit Intelligenz.
Wodurch kommen diese Unterscheide zustande?
Die Erklärung liegt in der 'Beute', die sie jeweils als Larvennahrung nutzen.
Die Biene 'jagt' als Larvennahrung Nektar und Pollen. Da Nektar und Pollen von Pflanzen, genauer von den Blüten, produziert wird, setzt eine erfolgreiche Sammelstrategie neben einigen Sinnesleistungen wie dem Erkennen von Formen (Mustern), Farben und Gerüchen eine gute Raumorientierung voraus. Vor allem aber muss die Biene die Nektar- und Pollenquellen gezielt aufsuchen. Damit sind wir bei der zielgerichteten Handlung.
Die Schmeißfliege dagegen legt ihre Eier an toten Tieren ab, von denen sich die Larven ernähren. Da das Auftreten von Kadavern oder Leichen aber ein räumlich nicht vorhersagbares Ereignis ist, hätte eine Schmeißfliege auch keinen Vorteil davon, ein Gebiet systematisch oder gezielt abzusuchen. Viel effektiver ist das Fliegen in eine zufällige Richtung. Wird auf diesem Flug der Geruch von Kadavern wahrgenommen, so kann sie sich ab jetzt am Geruch orientieren. Andernfalls kann sie in eine zufällige Richtung weiterfliegen.
Da wir den letzten Teil, den gerichteten Anflug nach dem Geruch, nur selten mitbekommen, sehen wir nur das zufällige Verhalten, was uns nicht auf Intelligenz schließen lässt.
Fazit:
Jede der beiden Lebensformen ist optimal auf ihren Beuteerwerb angepasst. Man kann also nicht ohne weiteres sagen, dass die Biene 'höherentwickelt' wäre als die Schmeißfliege.
Allerdings ist es leichter, die Lernfähigkeit der Biene nachzuweisen, weil diese ja auf die Erkennung nicht-zufälliger 'Beuteobjekte' optimiert ist.