Deutschland: Glyphosat in menschlichem Urin

Aus aktuellem Anlass berichteten die Medien, dass das Pestizid Glyphosat im Urin von Menschen nachweisbar ist. Ãœberraschender Weise auch bei Menschen, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten.

10.07.2012         

Deutschland: Glyphosat in menschlichem Urin

   
  Pestizid Pestizide Acker Spritzmittel Traktor Gift     Glyphosat: vom Acker auf den Teller (Foto: Dieter Schütz / pixelio)    

Wissenschaftler der Universität Leipzig haben in Urinproben  Rückstände des hochgiftigen Pflanzengifts Glyphosat entdeckt. Dies  berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine bislang nicht veröffentliche Studie des Instituts für Bakteriologie und Mykologie. Besonders brisant: untersucht wurden nicht Landwirte, die bei der Ausübung ihres Berufs eher mit dem Spritzmittel in Berührung kommen, sondern Personen, die ihre Tätigkeit meist in Büros verrichten. Das Gift  muss demnach über Lebensmittel aufgenommen worden sein.

 Eine der Forscherinnen, Professorin Monika Krüger, erklärte gegenüber  der Zeitung: "Wir haben Glyphosat im Urin von Menschen, Nutztieren und  wild lebenden Tieren nachgewiesen, in fast allen Proben." Die Hersteller  des Herbizids haben stets versichert, dass es nicht in die Nahrungskette gelange. Effektive Ãœberwachungen gibt es allerdings kaum.

 Glyphosat, das von Agrochemiekonzernen wie Monsanto ("Roundup") und Bayer vertrieben wird, gilt unter Kritikern als besonders schädlich für Umwelt und die menschliche Gesundheit. Es wird oft zusammen mit gentechnisch verändertem Saatgut verkauft, aber auch in konventionellen  Monokulturen eingesetzt. In Südamerika starben bereits Landwirte an Vergiftungen. Trotzdem wird Glyphosat auch in Deutschland gesprüht. Und zwar jedes Jahr mehr.

Süddeutsche Zeitung: Herbizide in der Landwirtschaft - Gift im Getreide

Quelle: http://www.saveourseeds.org/nachrichten/save-our-seeds-nachrichten/news/de/26027.html

Nur wenig vorher brachte das Umweltinstitut München folgende Pressemeldung heraus:

Umweltinstitut fordert sofortigen Stopp von Pestizid-Behandlungen kurz vor der Ernte  

Augen auf beim Brötchenkauf!  

  München, 6. Juli 2012 - Die Getreideernte steht vor der Tür. Und damit steigt auch der massive Pestizid-Einsatz auf deutschen Äckern. Nur wenige Tage vor der Ernte spritzen viele Landwirte pures Gift auf ihre Getreideflächen. Roundup von Monsanto oder andere glyphosathaltige Mittel werden eingesetzt, um den Acker unkrautfrei zu spritzen. Oder, um das Getreide zum gewünschten Termin "reif" werden zu lassen. Die daraus resultierenden Folgen für die Gesundheit von Menschen und Umwelt sind vielen Landwirten nicht bewusst.   

Da sich die Pestizide nicht so rasch abbauen, enthält das frisch geerntete Getreide noch große Mengen des aggressiven Pflanzengifts. Eine Kontrolle des Getreides auf Giftrückstände findet jedoch so gut wie nicht statt. Zwischen 2002 und 2010 wurden in Deutschland lediglich 42 Proben untersucht.  

"So landen die giftigen Stoffe direkt auf unseren Tellern und in den Trögen der Tiere", sagt Anja Sobczak, Gentechnik- und Landwirtschaftsreferentin beim Umweltinstitut München. Erste Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Leipzig belegen, dass auch bei Menschen aus Berlin, die keinen direkten Kontakt zu der Landwirtschaft haben, Glyphosat im Urin nachgewiesen wurde. Und zwar in allen Proben. "Laut den Herstellerangaben soll sich Glyphosat angeblich schnell abbauen", so Sobczak weiter, "demnach hätte es gar nicht im menschlichen Urin zu finden sein dürfen. Die mögliche Kontaminationsquelle können eigentlich nur Lebensmittel sein." 

"Immer noch wird gemeinhin behauptet, dass keine Gefahren von Glyphosat ausgehen. Oft wird auch die Ausrede bemüht, das Gift sei ja zugelassen und streng kontrolliert. Doch diese Logik ist fatal: Atrazin, DDT, Contergan, Agent Orange und viele andere unstrittig gefährliche Gifte waren auch einst erlaubt", kritisiert Harald Nestler, Vorstand im Umweltinstitut München. "Die Praxis, Chemikalien zuzulassen bevor deren Ungefährlichkeit zweifelsfrei erwiesen ist, ist skandalös. Denn das Risiko tragen mal wieder die Verbraucherinnen und Verbraucher", so Nestler weiter. 

Das Umweltinstitut München fordert Futtermittelhersteller, Mühlen und Bäcker auf, sich bei ihren Lieferanten für eine giftfreie Erzeugung einzusetzen. Allen Verbraucherinnen und Verbrauchern rät das Umweltinstitut beim Einkauf zu verlangen, dass Futtermittel und Brot nur aus Getreide stammen, das keine Vorernte-Spritzung erhalten hat. Bei ökologisch erzeugten Lebensmitteln wird von vornherein auf den Einsatz von synthetischen Giftstoffen verzichtet. Konsumenten haben ein Recht auf gesunde Lebensmittel!  

Hintergrund: Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid, bekannt unter dem Namen Roundup von Monsanto. Seit 1996 wird glyphosatresistente Gensoja in großen Mengen in Europa als Futtermittel eingesetzt. Ãœber Eier, Milch und Fleisch gelangt Glyphosat auf unsere Teller, ebenso wie der in Glyphosat-Mischungen enthaltene Zusatzstoff POEA sowie das Abbauprodukt AMPA. Letztere sind wesentlich giftiger als Glyphosat selbst. Das Umweltinstitut München fordert den Verkauf glyphosathaltiger Pflanzengifte an Privatpersonen und den Einsatz glyphosathaltiger Pflanzengifte in der Landwirtschaft zu verbieten. Außerdem soll der Import genmanipulierter und anderer mit dem Gift behandelter Lebens- und Futtermittel sofort gestoppt werden. Ãœber 40.000 besorgte Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits an der Protestaktion "Allestöter Roundup verbieten!" des Umweltinstitut München e.V. beteiligt. 

Quelle: http://umweltinstitut.org/pressemitteilungen/2012/pressemitteilung-augen-auf-beim-brotchenkauf-1017.html

Wenige Tage später folgte eine weitere Pressemeldung zu Glyphosat:

Umweltinstitut fordert umgehende Kontrolluntersuchungen: 

Glyphosatbelastung in Getreide über Grenzwert 

  München, 13. Juli 2012 - Aus dem  Verbraucherschutz-ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen wurde  bekannt, dass man 2011 gezielt Getreide untersucht hatte, das vor der  Ernte mit Glyphosat gespritzt worden war. In den Proben von Brot- und  Futtergetreide fand man offenbar Rückstände von Glyphosat. Ein Teil der  Futtergetreideproben soll sogar über dem zulässigen Höchstwert belastet  gewesen sein. Dennoch wird den Landwirten vom Bauernverband zur  beginnenden Getreideernte auch in diesem Jahr der Gifteinsatz kurz vor  der Ernte empfohlen.   

"Der Grenzwert für Glyphosat im Futtergetreide ist mit 20 mg/kg 200  Mal höher als bei den meisten Lebensmitteln", erklärt Anja Sobczak,  Gentechnik- und Landwirtschaftsreferentin beim Umweltinstitut München.  "Allein die Tatsache, dass bereits heute das Getreide in Deutschland  Ã¤hnlich hoch belastet sein kann wie das importierte Gen-Soja aus  Südamerika, ist alarmierend!" 

"Vor dem Hintergrund bereits überschrittener Grenzwerte ist es  skandalös, dass der Bauernverband weiter zu diesem unsinnigen  Gifteinsatz auffordert", kritisiert Harald Nestler, Vorstand im  Umweltinstitut München. "Der Bauernverband sollte endlich aufhören, sich  zum Marktschreier der Agrargift-Händler zu machen." 

Das Umweltinstitut München fordert die zuständigen Kontrollbehörden  aller Bundesländer auf, sofort mit umfassenden Untersuchungen von  Getreide, das vor der Ernte mit Glyphosat gespritzt wurde, zu beginnen.  Es muss flächendeckend gewährleistet werden, dass kein kontaminiertes  Getreide in Umlauf kommt. 

Futtermittelhersteller, Mühlen und Bäcker sollten sich bei ihren  Lieferanten für eine giftfreie Erzeugung einsetzen. Allen  Verbraucherinnen und Verbrauchern rät das Umweltinstitut beim Einkauf zu  verlangen, dass Futtermittel und Brot nur aus Getreide stammen, das  keine Vorernte-Spritzung erhalten hat. Bei ökologisch erzeugten  Lebensmitteln wird generell auf synthetische Giftstoffe verzichtet. Das  Umweltinstitut München rät daher zu Bio-Lebensmitteln.  

Hintergrund: Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte  Herbizid, bekannt unter dem Namen Roundup von Monsanto. Seit 1996 wird  glyphosatresistente Gensoja in großen Mengen in Europa als Futtermittel  eingesetzt. Ãœber Eier, Milch und Fleisch gelangt Glyphosat auf unsere  Teller, ebenso wie der in Glyphosat-Mischungen enthaltene Zusatzstoff  POEA sowie das Abbauprodukt AMPA. Letztere sind wesentlich giftiger als  Glyphosat selbst. Das Umweltinstitut München fordert den Verkauf glyphosathaltiger Pflanzengifte an Privatpersonen und den Einsatz  glyphosathaltiger Pflanzengifte in der Landwirtschaft zu verbieten. Außerdem soll der Import genmanipulierter und anderer mit dem Gift  behandelter Lebens- und Futtermittel sofort gestoppt werden. Ãœber  40.000 besorgte Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits an der  Protestaktion auf http://umweltinstitut.org/roundup_verbieten des  Umweltinstitut München e.V. beteiligt.

 Quelle: http://umweltinstitut.org/pressemitteilungen/2012/pressemitteilung-glyphosatbelastung-in-getreide-uber-grenzwert-1021.html

Empfehlenswert ist dazu auch die Sendung "Der Fall Glyphosat" des NDR, die auch als Manuskript abrufbar ist:
Manuskript zur Sendung vom 09.08.2011 als PDF-Datei

Lesen Sie dazu auch folgende Beiträge:

Unser täglich Gift

GMO Mais NK603 und die Einschätzung der EFSA

Neue Superschädlinge auf dem Acker?

Eine empfehlenswerte umfangreiche Information finden Sie auf folgender Seite (extern):
Glyphosat: Tod auf dem Acker

Am 17.08.2012 von Diethelm Schneider verfasst.