Gentechnisch veränderter Mais fördert Ausbreitung von Schädlingen

Am 26. März 2010 brachte TestBiotech.org folgende Pressemitteilung heraus:

Gentechnisch veränderter Mais fördert Ausbreitung von Schädlingen

Testbiotech warnt vor Wettrüsten auf dem Acker

München / Bremen - Ausgelöst durch den großflächigen Anbau von gentechnisch verändertem Mais breitet sich in den USA ein neuer Schädling im Maisanbau aus. Die Raupe des Western Bean Cutworm (zu deutsch etwa 'Westlicher Bohnenschneider') befällt die Kolben von Maispflanzen, war aber bislang kein Problem für Landwirte. Jetzt verursacht er massive Schäden in den Regionen, in denen MON810 (Handelsname YieldGard) der Firma Monsanto angebaut wird.

MON810 produziert ein Insektengift, das die natürlichen Konkurrenten des Western Bean Cutworm verdrängt und diesem so eine neue ökologische Nische schafft. Dies geht aus dem Bericht hervor, der diesen Freitag von Testbiotech auf einer internationalen Konferenz in Bremen vorgestellt wird.

"Nach den vorliegenden Berichten nehmen die Schäden in den letzten Jahren deutlich zu", erklärt Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech und Autor des Berichtes. "Aber über die eigentliche Ursache der Ausbreitung des neuen Schädlings werden die Landwirte kaum informiert. Stattdessen nehmen die Agro-Konzerne die Situation zum Anlass, neuen gentechnischen veränderten Mais und äußerst giftige Insektizide zu verkaufen."

Testbiotech wertete im Auftrag von Greenpeace verschiedene Berichte über die Ausbreitung des Western Bean Cutworm aus und befragte verschiedene Experten. Die eigentliche Ursache für die Ausbreitung des Bohnenschneiders sind auch bei den Landwirten in den USA kaum bekannt, obwohl sich der Schädling seit dem Jahr 2000 über den gesamten Corn Belt ausgebreitet hat. Die Landwirte werden nur darüber informiert, wie man die Insekten erkennen kann und welche Spritzmittel gegen sie wirken. Eine Warnung vor dem großflächigen Anbau von Mais MON810 wurde allerdings nicht veröffentlicht. Statt dessen empfehlen Unternehmen wie Monsanto neuen gentechnisch veränderten Mais anzubauen, der gleich sechs verschiedene Insektengifte produziert (genannt 'SmartStax').

Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, fasst die Ergebnisse des Berichts zusammen. "Auf den Äckern findet ein Wettrüsten gegen die Natur statt, das zu mehr Insektengiften und immer neuen gentechnisch veränderten Pflanzen führt. Dadurch können massive Schäden in der Umwelt verursacht werden. Zu den Opfern könnten auch die Landwirte gehören, die immer mehr Geld für Saatgut und Spritzmittel ausgeben müssen, ohne dass ihre Ernten steigen. Die von der Industrie angebotenen Lösungen sind weder nachhaltig noch ökologisch angepasst und werden zu einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft führen."

Soweit die Pressemeldung.

Wenn Sie aufmerksamer Leser unserer Seiten sind, wird Ihnen das irgendwie bekannt vorkommen. In unserem Beitrag http://oekologie-forum.de/Zusammenhaenge/Gentechnische-Veraenderungen-und-natuerliche-Mutationen--ist-das-nicht-das-selbe_32.html vom 17.4.2007 hatten wir folgendes gesagt:

[...]
Wie sieht es nun bei gentechnisch veränderten Pflanzen aus?

    * Bei gentechnisch Veränderten Pflanzen werden zum Teil Gene eingesetzt, die in der ursprünglichen Population gar nicht vorhanden waren, wie das Bazillus-thuringensis-Toxin-Gen im Mais.
    * Vor dem Ausbringen werden die Pflanzen darauf selektiert, dass die Genmerkmale auch ausgebildet werden.
    * Die gentechnisch veränderten Pflanzen werden in großer Menge ausgebracht.

Das alles hat schwerwiegende Konsequenzen:

   1. Stochastische Prozesse spielen praktisch keine Rolle mehr bei der Ausbreitung und Etablierung.
   2. Wenn sich die gentechnisch veränderte Sorte etablieren kann, werden Wildformen schlagartig verdrängt.
   3. Damit entsteht ein enormer Selektionsdruck auf die Fressfeinde.
   4. Als Konsequenz wird ein Großteil der Fressfeinde umkommen, und mit ihnen die sie in Schach haltenden Prädatoren (z.B. Schlupfwespen).
   5. Bringen einige wenige Individuen z.B. aufgrund einer Mutation eine Präadaptation mit, die das Genprodukt des eingebrachten Gens für sie unwirksam macht, so können sie sich explosionsartig in eine leergefegte Nische vermehren.
   6. Damit ist der gentechnische Eingriff nutzlos geworden.
   7. Die Konsequenzen auf die Umwelt sind trotzdem verheerend, weil die Prädatoren, die die Fressfeinde ursprünglich in Schach gehalten haben (z.B. Schlupfwespen), jetzt fehlen. Meist wirkt sich das auch noch auf andere Flächen, und nicht nur die meist betrachteten Ackerflächen aus.

Was lernen wir daraus? Aus biologischer Sicht ist das Ausbringen von gentechnisch veränderten Organismen Irrsinn mit langfristig verheerenden Folgen. [...]

Genau das bestätigt sich hier.

Am 28.04.2010 von Diethelm Schneider verfasst.