Profit geht vor - Schädigungen der Anwohner werden in Kauf genommen

Aus Argentinien und anderen Ländern Südamerikas und Afrikas kennt man das schon, zunehmend manifestiert sich das auch in Europa: Multinationale Agrochemie-Konzerne setzen ihre ökonomischen Interessen durch, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Anwohner.

Vom aktuellsten Fall berichtet das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN):

Pestizidindustrie kippt das Ruhen der Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels Clomazone. PAN fordert ein endgültiges Verbot.


Nachdem sich Anwohner von landwirtschaftlichen Flächen in
Mecklenburg-Vorpommern wegen gesundheitlicher Probleme nach der Anwendung von Pestiziden mit dem Wirkstoff Clomazone beschwert hatten, entschied das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) das Ruhen aller Pestizid-Produkte mit dem Wirkstoff Clomazone. Die Zulassungsinhaber der Pestizide legten jedoch Widerspruch ein und machten damit die Entscheidung des BVL unwirksam, denn der Widerspruch hat aufschiebende Wirkung. Damit dürfen die Mittel - trotz der Gesundheitsprobleme der Anrainer der mit Clomazone behandelten Felder - jetzt doch weiter verkauft und angewendet werden.

Pestizide mit dem Wirkstoff Clomazone sind gefährlich. Das ist nicht neu. Schon vor einer Dekade, im September 2001, gab es in Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsbeschwerden und Ernteausfälle durch Pestizide mit dem Wirkstoff Clomazone (damals durch das Handelspräparat Brasan). Die Behörden versuchen seither erfolglos die von Clomazone ausgehenden Gefahren durch Auflagen in den Griff zu bekommen. Ein Verbot erfolgte trotz wiederholter Probleme nicht.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) begrüßte die kürzliche behördliche Entscheidung, die Zulassung für Clomazone ruhen zu lassen, bemängelt aber die Durchsetzungskraft der Behörde. Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: "Das BVL ist offensichtlich nicht in der Lage, die Entscheidung, dem Schutz von Mensch und Umwelt Vorrang einzuräumen, durchzusetzen. Die Pestizidindustrie hat es geschafft, die Behördenentscheidung zu kippen." Clomazone darf trotz der Gesundheitsbeschwerden weiter vermarktet werden.

Carina Weber: "Die deutsche Regierung muss endlich gesetzgeberisch den Zulassungsbehörden den Rücken stärken, damit die Behörden sich gegen die ökonomischen  Interessen multinationaler Konzerne durchsetzen können."
Zu den Vertreibern Clomazone-haltiger Pestizide gehören die Weltmarktführer der Pestizidindustrie Bayer und Syngenta, ebenso wie BASF, die sich finanziell gut ausgestattet, schnell und massiv gegen Entscheidungen von Behörden wehren können. "Dem muss", so Weber, "endlich ein Riegel vorgeschoben werden, wenn es um gesundheitliche Fragen geht."



Weitere Informationen:
Carina Weber, Tel. 040-3991910-23,
E-Mail: carina.weber@pan-germany .org

Diese Presseinformation steht unter:
http://www.pan-germany.org/download/presse/PI_110913_Clomazone_F.pdf
als Download zur Verfügung
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Verlust der Biologischen Vielfalt - Pestizide sind Hauptursache

Am 14.09.2011 von Diethelm Schneider verfasst.